Lucia Bornhofen über die Buchpreisbindung und die kulturellen Leistungen des Buchhandels

Die Monopolkommission hat gerade eine Empfehlung ausgesprochen: Sie hält die Buchpreisbindung für nicht notwendig. Da bin ich anderer Meinung – und darum habe ich diese Mail an besagte Kommission verfasst:

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
Sie haben nun also eine Empfehlung dafür ausgesprochen, die Buchpreisbindung aufzuheben. Als Entscheidungsbasis wählten Sie (wenn ich richtig informiert bin) die Preisbindung für Arzneimittel, bzw. die Erfahrungen, die man gemacht hat, seit ausländische Versender zu niedrigeren Preisen in Deutschland verkaufen dürfen.
Einerseits verstehe ich diese Idee – Preisbindung ist Preisbindung, so kann man denken.
Andererseits stimmt der Vergleich leider gar nicht. Denn Buchhandlungen leisten sehr viel mehr als einfach nur Beratung und Verkauf von Waren. Sie sind aktiv in Kindergärten und Schulen, stemmen unzählige Veranstaltungen im Jahr, machen also Kulturarbeit und Leseförderung. Und das im Regelfall OHNE zusätzliche Bezahlung. Wir Buchhändler*innen (es hat ja seinen Grund, dass ich Ihnen schreibe – seit 20 Jahren führe ich ein allgemeines Sortiment in einer Kleinstadt) übernehmen damit sehr wichtige Aufgaben im Alltag der Bürger*innen. Wir leben (nur) vom Buchverkauf, aber wir machen letztendlich eine Stadt lebenswert. Dafür gibt es Statistiken … Und nicht nur das: Es gibt einen eigenen Buchhandelspreis, der seit drei Jahren sichtbar macht, was Buchhandlungen alles leisten. Sie können sicher sein, dass es jeweils nicht nur die 117 ausgezeichneten Buchhandlungen sind, die viel tun – in der überwiegenden Zahl der Buchhandlungen wird Kulturarbeit und Leseförderung mit großem Elan und Wissen geleistet!
Die Buchpreisbindung ist dafür essenziell. Denn sie stellt sicher, dass Bücher nicht zu Dumpingpreisen verkauft werden, überall dort, wo es wirklich nur ums Verkaufen geht. Bereits heute stehen in jedem Supermarkt Bestseller der entsprechenden Listen, verkauft der Baumarkt Harry Potter (so geschehen beim heiß ersehnten siebten Band), versenden Großanbieter Bücher – alle, ohne die oben beschriebene Arbeit zu leisten. Warum sollten sie auch, es ist ja nicht ihr Job! Wenn die Buchpreisbindung fällt, dann werden die Buchpreise fallen (die im Übrigen seit fast 20 Jahren noch nicht mal Steigerungen in Höhe der Inflation hatten). Wenn die Buchpreise fallen, schließen die Buchhandlungen. Denn über Menge und Mengeneinkaufspreise können wir nichts regulieren. Großanbieter hingegen können das. Aber Großanbieter spielen, egal ob online oder offline keinerlei Rolle bei der Vermittlung von Bildung, von Lebensfreude, von „Zivilisation“ über den reinen Verkauf von Büchern hinaus.
Dass die Buchpreisbindung darüber hinaus eine Vielfalt fördert, das sei außerdem erwähnt. Aber dazu haben die Verlage sicher genug zu sagen.
Vielleicht – ich hoffe das sehr – ist meine Stellungnahme eine, die Sie zum Umdenken anregt. Ich bin mir sicher, dass Sie in den nächsten Tagen noch sehr viel mehr in dieser Hinsicht zu lesen bekommen …
Mit freundlichen Grüßen
Lucia Bornhofen
Buchhandlung Bornhofen e. K.
Magdalenenstraße 55, 64579 Gernsheim
Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin 2018